REICHE VERGANGENHEIT

Geschichte der Stadt Jáchymov

Jáchymov ist die Stadt des Silbers, des Radiums und des Heilwassers. Sehen wir uns seine reiche Geschichte an, die voller Höhen und Tiefen ist.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde im hiesigen Tal eine große Silberader gefunden, deshalb entschied sich Graf Štěpán Šlik, der Besitzer des Herrenguts von Ostrov, hier im Jahr 1516 an der Stelle der Siedlung Konradsgrün eine Stadt zu gründen. Sie erhielt den bezeichnenden Namen Thal, wahrscheinlich nahm sie jedoch bereits ein Jahr später den Namen des heiligen Joachims an, St. Joachimsthal – Jáchymov.

image-600x400

Die Geschichte des Dollars begann in Jáchymov

Die neu gegründete Stadt wurde im Jahr 1520 durch den tschechischen König Ludwig II. in den Stand einer freien Bergbaustadt erhoben. Die reichen Fundstätten an hochwertigem Silber lockten eine Reihe von Prospektoren nicht nur aus Böhmen, sondern auch aus Sachsen, Tirol und dem Rheinland an. Die Einwohnerzahlen wuchsen, im Jahr 1534 hat Jáchymov bereits über 18 000 Einwohner und ist somit die zweitbevölkerungsreichste Stadt Böhmens. Im Münzhaus der Grafen Šlik begann die Geschichte der Münze, die nach ihrem Herkunftsort „Thaler” genannt wurde, von deren Namen sich auch der heutige Dollar ableitet.

Uraninit, Radium, Radonbad

An den Ruhm des Bergbaus von Jáchymov knüpfte die Bergbauschule von Jáchymov an, die durch ein Kaiserdekret aus dem Jahr 1716 eingerichtet wurde. Es handelte sich um die erste Bergbauschule ihrer Art in der Habsburger Monarchie. Im 18. Jahrhundert wurde hier neben Silber auch Blei, Arsen, Nickel, Kobalt, Bismut und in der Umgebung der Stadt auch Zinn abgebaut. Der Rohstoff, der das weitere Schicksal Jáchymovs bestimmte, war Uraninit. Ein Mineral, das die Bergleute dort fanden, wo es kein Silber mehr gab. Es wurde zum Gelb- und Grünfärben von Glas verwendet und die Herstellung von Uranfarben in der staatlichen Fabrik führte zu einem erneuten Aufblühen der Stadt. In Abfällen aus der Farbenherstellung entdeckten im Jahr 1898 die Eheleute Curie die chemischen Elemente Polonium und Radium. Jáchymov erlangte ein Monopol auf die Herstellung von Radium, das es bis zum Beginn des I. Weltkriegs beibehielt. Zum Wiederaufleben der weltweiten Bedeutung trug auch die Entdeckung der Radioaktivität der Grubenwässer von Jáchymov bei. Im Jahr 1906 wurde in Jáchymov das erste Radonbad der Welt gegründet.

Von der Entstehung der Tschechoslowakei bis zur Samtenen Revolution

Im Jahr 1918 wurde Jáchymov Teil der neu entstandenen Tschechoslowakei. Während der Zeit der Ersten Republik wurde es von einer Reihe bekannter Persönlichkeiten besucht. Im Jahr 1925 von Marie Curie-Sklodowská, die auch in die Grube Svornost hinunterstieg. Der erste tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrigue Masaryk war sogar siebenmal in Jáchymov. Im Jahr 1938 wurde Jáchymov an das nationalsozialistische Deutschland angegliedert, während des Zweiten Weltkriegs dienten die Kurgebäude als Lazarette. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die deutsche Bevölkerung aus der Stadt ausgesiedelt und es kommen neue Bewohner in die Stadt.

Jáchymov wird in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts zum Synonym für den Raubbau von Uran und die kommunistischen Arbeitslager – die bekannte „Hölle von Jáchymov“. In inszenierten politischen Prozessen verurteilte Menschen wurden gezwungen, hier unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten. Sie waren dem rauen Klima des Erzgebirges ausgesetzt, sadistischen Aufsehern und Mithäftlingen und nicht zuletzt auch der radioaktiven Strahlung. Die Bezeichnung Mukl – zur Liquidierung bestimmter Mensch – spricht für sich selbst. Seit der Samtenen Revolution kommen die Menschen jedes Jahr zusammen, um denjenigen zu gedenken, die hier gestorben sind.

Nach Abschaffung der Arbeitslager und der geschlossenen Zone beginnt sich in der Stadt zu Beginn der sechziger Jahre des 20sten Jahrhunderts erneut das Kurwesen zu entwickeln. Die Bäder werden von Menschen nicht nur aus der Tschechischen Republik, sondern aus der ganzen Welt aufgesucht. Jáchymov musste sich in seiner Geschichte mit mehreren Wegzug-Wellen seiner Bewohner abfinden, es musste eine Reihe von Hindernissen und Tiefen überwinden. An die berühmte Vergangenheit der Stadt erinnern zahlreiche Kulturdenkmale und wertvolle Gebäude in der im Jahr 1992 eingerichteten Denkmalzone der Stadt.

Das kommunistische Regime und leider auch manche zeitgenössische Eigentümer, welche die historischen Gebäude nach der Samtenen Revolution erworben haben, jedoch nicht in der Stadt leben, haben sie in den Zustand versetzt, in welchem sie sich heute befinden. Viele Bauwerke sind bereits für immer aus dem Stadtbild verschwunden. Nun erlangt Jáchymov jedoch zum Beginn des neuen Jahrtausends und zu seinem fünfhundertjährigen Jubiläum dank weitreichender Renovierungsarbeiten seinen früheren Glanz zurück.

Das heutige Jáchymov

Das heutige Jáchymov ist eine Stadt mit einer reichen Geschichte, die zusammen mit weiteren Städten auf der tschechischen und deutschen Seite des Erzgebirges in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Es ist ein Ort zur Wiederherstellung einer angeschlagenen Gesundheit, ein Ort zur Erholung und Entspannung, und es bietet zahlreiche Möglichkeiten für Sommer- und Wintersportarten. Es ist ein natürliches Tourismuszentrum des zentralen Erzgebirges.